Review

Der spanische „[REC]“ avancierte zum Überraschungshit, da war eine Fortsetzung nur logisch – nicht zuletzt, da das Ende ja genug Punkte zum Ansetzen bot.
Ein Sequel soll ja gleichzeitig Wiederholung und Variation bieten: Ersteres soll vor allem formaler Ebene hinbekommen werden. Wieder folgt die Geschichte dem Pseudo-Dokumentarmaterial einer Kamera. Hier ist es aber (über die ersten zwei Drittel des Films hinweg) die Kamera, welche von einem Mitglied einer Spezialeinheit mitgeschleift wird, die nun zum Ort des Geschehens (= Handlungsort des Vorgängers) gerufen wird.
Den Vorfällen soll auf den Grund gegangen werden, weshalb ein Beamter vom Gesundheitsministerium, der sich bald als Mann der Kirche entpuppt, das Team begleitet. Doch die Seuchenopfer sind immer noch brandgefährlich…

Neben Wiederholung und Variation sollte es bei Sequels ja auch um Weiterentwicklung gehen, da es aber die Bagage des ersten Teils fast samt und sonders erwischt hatte soll dies nun auf Handlungsebene geschehen. Die bereits in „[REC]“ gestreuten Verweise auf einen biblischen Hintergrund werden ausgearbeitet, der vermeintliche Seuchenhintergrund abgestreift, ähnlich wie sich der Gesundheitsbeauftragte als Gesandter der Kirche entpuppt. Ehrbare Ansätze, aber um ganz ehrlich zu sein: Irgendwie auch egal, denn ob nun schief gelaufene Kirchenforschung, fehlgeschlagene Virusexperimente oder übermäßiger McDonalds-Konsum die Zombies erschufen, das interessiert ja eher in zweiter Hinsicht beim Zombiefilm (bzw. beim modernen Infiziertenfilm, der das Wort Zombie vermeidet), dieser sollte ja vor allem in erster Linie als Horrorfilm funktionieren.
Und gerade da tun sich bei „[REC] 2“ so einige Probleme auf. Einige brauchbare Spannungspassagen fabrizieren Jaume Balagueró und Paco Plaza ja, doch einen durchweg gehaltenen Spannungsbogen bekommen sie nicht hin – was vor allem an einem Bruch nach rund zwei Dritteln des Films liegt, wenn man anstelle des Materials der Soldaten nun Szenen einer Privatvideokamera sieht, die ein nerviges Teentrio mit sich und in den Komplex schleppt. Natürlich laufen die Handlungen irgendwann zusammen, aber der Bruch zerstört nicht nur (den schon im Vorgänger kaum zu haltenden) Found Footage Eindruck, zum anderen wird dieses Element so spät und so unvermittelt eingeführt, dass es nur schwer mit dem Vorigen harmoniert.

Größtes Problem ist aber die Tatsache, dass „[REC] 2“ stellenweise so himmelschreiend blöde ist, dass man dies selbst bei Wohlwollen nicht ignorieren kann. Warum man die Spezialeinheit im Dunkeln lässt, wird nie so recht klar, da es sie nur einfacher zu Opfern macht, warum man ein so kleines Team gegen so viele brandgefährliche Infizierte einsetzt usw. Sicherlich muss man die Logik zugunsten des Reality-Kamera-Prinzips immer etwas beugen, aber wenn ein Soldat in einem Haus voller angriffslustiger Infizierter die klobige Kamera benutzt anstatt mal mit der Knarre Feuerschutz zu geben, da es bereits sein halbes Team erwischt hat, dann hört der Spaß auf. Auch die Schockeffekte sind immer gleich (und gleich dumm): Die Leute treffen jemanden in dem Haus (einem Haus voller Infizierter!), aber trotzdem ergreift selten einer Verteidigungsmaßnahmen. Danach leuchtet man die Füße der Person an, weil das ja total aussagekräftig ist, lässt die Latüchte zehn Sekunden auf dem Fleck, um dann mal auf die Idee zu kommen der Person ins Gesicht zu leuchten – Überraschung, er/sie ist infiziert und wartet aber mit dem Angriff immer brav so lange, bis man ihm die Funzel ist Gesicht hält, damit der tolle Hui-Buh-Schockeffekt da ist.
Die Schocks sitzen dann teilweise handwerklich, auch Darstellern und Regie ist kaum ein Strick zu drehen. Bei der Besetzung handelt es sich freilich wieder um Unbekannte, einige (mehr oder minder) Überlebende des Vorgängers sorgen für Verknüpfungen und Wiedererkennungswert, doch wie bei „[REC]“ stehen die Darsteller im Dienste des Konzepts und sind dementsprechend zweitrangig.

Alles in allem ist „[REC] 2“ als Fortsetzung eine vertane Chance, denn trotz der Versuche die Geschichte sinnvoll weiterzustricken erscheint das Drehbuch reichlich undurchdacht, stellenweise sogar regelrecht idiotisch. Handwerklich durchaus in Ordnung, schön kurz und passagenweise durchaus spannend, aber angesichts der schreiberischen Mängel wirklich nur noch gerade so Durchschnitt.

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